Losing the Plot: Eigene Literaturen


29. Oktober bis 1. November im Flutgraben e.V., Berlin


Diesen Herbst präsentiert die Comic Gewerkschaft was ganz Besonderes: eine Woche voller Workshops, Lesungen, Künstler*innengespräche und Vernetzungstreffen.

Unter dem Titel "Losing the Plot: Eigene Literaturen" erforschen wir gemeinsam die Schnittstellen, Übergänge und Graubereiche zwischen Comic, Theater, Hörspiel, Lyrik, Prosa und anderen mehr oder weniger szenischen Kunstformen. In kostenlosen Workshops mit unseren Special Guests werden Dialoge geschrieben, Szenografien entwickelt und Sounds designt. Außerdem laden wir ein zu öffentlichen Abendveranstaltungen wie Lesungen und Künstler*innengesprächen. Dabei beschäftigen wir uns mit Fragen des Erzählens, Übersetzens, Publizi
erens und Arbeitens.

Nach dem Sommer ist Schluss mit sauberen Genres und klassischen Erzählformen! Zeit für unsere eigenen eigenartigen Literaturen! Let's let loose, let's lose the plot!



Workshops

Unsere Workshops sind kostenlos, dauern an zwei Tagen jeweils von 10:00 bis 17:00 und sind eine tolle Möglichkeit, um in neue künstlerische Bereiche reinzuschnuppern — egal, ob du aus dem Bereich Comic, Theater, Literatur oder ganz anderen Bereichen kommst.

Die Workshop-Anmeldung ist geschlossen. Teilnahme-Zusagen werden ab 13. Oktober versendet.

What Does The Tarot Say?
Dialog-Workshop mit Cécil Joyce Röski am 29. und 30.10.


Jeweils 10:00 bis 17:00.
Sprache: Deutsch (bei Bedarf auch Englisch).

Wir schreiben aus dem Bauch, dem Traum, dem Loop. Lassen Figuren aus Fetzen entstehen, die sich beschnüffeln, reiben, verfehlen. Wir legen unsere Sätze in andere Münder und schauen, was dort passiert.

Im Workshop erforschen wir das Schreiben von Dialogen als Spiel mit dem Unterbewusstsein. Die Tarotkarten helfen uns, Sätze, Themen und Bilder zu finden, die als Grundlage fürs Schreiben dienen. In verschiedenen Übungen zapfen wir das Gedächtnis der Gruppe an und zehren voneinander im Schreibprozess. Neben kurzen Impulsen zum Dialog gibt es Schreibphasen in der Gruppe oder einzeln. Der Workshop ist ein wertschätzender Raum zum Ausprobieren: playful, kollektiv und assoziativ.

Cécil Joyce Röski (er/they) ist transradical Autor und lebt auf dem Land in Sachsen-Anhalt. Er studierte Literarisches Schreiben in Leipzig. 2023 erschienen sein Debütroman Poussi (Hoffmann und Campe) sowie die historische Punk-Serie Haus Kummerveldt (arte/ARD). Er schreibt queere, klassenbewusste Geschichten, die mit magischem Realismus, Macht und Prekarität spielen. In seiner Arbeit erkundet er Traumlogik, Körperpolitik und die leise Resilienz von Außenseiter*innen, die in kaputten Welten weiche Sphären errichten.





What Holds Us Together?
Szenografie-Workshop mit Julia Gerke am 30. und 31.10.


Jeweils 10:00 bis 17:00.
Sprache: Deutsch (bei Bedarf auch Englisch).

Was bedeutet es, etwas oder jemanden zu supporten – räumlich, materiell, strukturell, künstlerisch? In diesem Workshop nähern wir uns Szenografie als Praxis des Supports: Gemeinsam schaffen wir ein temporäres Setting, das Raum für Lesungen, Performances, Gespräche und Sound öffnet und eine sensible, kollaborative Raumproduktion ermöglicht.

Support wird dabei als wichtige persönliche, politische und gestalterische Dimension verstanden: Was hält, trägt, verbindet im Hintergrund? Welche Beziehungen entstehen zwischen Medien, Stimmen, Themen – und was liegt dazwischen? Wie können Räume gestaltet werden, die Offenheit ermöglichen, Unterschiedlichkeit anerkennen und Hierarchien hinterfragen?

Julia Gerke bewegt sich in ihrer künstlerischen Praxis zwischen unterschiedlichsten Formaten (Skulptur, Installation, Architektur, Szenografie, Plattform, Gespräch, Text, Sound) und vereint eine Reihe von Tätigkeiten (Ausstellen, Einladen, Verknüpfen, Auswählen, Organisieren, Zusammenstellen, Bauen). Ihre künstlerische Praxis versteht sie als als eine Position in Support (of something/someone). Ihre Arbeit erprobt unterschiedlichste Formen des Gemeinsamen und untersucht Support als wichtige persönliche als auch politische Dimension, durch die wir die Welt begreifen und gestalten. Dabei nimmt ihre künstlerische Arbeit verschiedene materielle Formen an – manchmal steht sie einfach nur für sich, lädt andere Stimmen ein oder supportet schlicht und einfach durch ihre materielle Präsenz etwas oder jemanden. Denn auf die ein oder andere Weise brauchen wir alle Support.


 

The Sound Of Panel
Sound-Workshop mit Bär Kittelmann am 31.10. und 01.11.


Jeweils 10:00 bis 17:00.
Sprache: Deutsch (bei Bedarf auch Englisch).

Wie klingt ein Panel? Comics werden oft – ob beim Zeichnen oder Lesen – als solitäre Erfahrung betrachtet: leise, introspektiv, auf Papier. Doch bei Lesungen oder anderen performativen Formaten verschiebt sich diese Dynamik grundlegend und der Klang der Seiten rückt in den Vordergrund. In dem 2-tägigem Workshop The Sound Of Panel beschäftigen wir uns mit der Übersetzung von Bild und Text zu Ton.

Die Hinzunahme einer Sound-Ebene kann dabei helfen, einen noch immersiveren Moment zu halten. Gemeinsam experimentieren wir: Wie lässt sich Atmosphäre aufbauen? Welche Geräusche verstärken bestimmte Panel-Momente? Wie klingen Emotionen, Bewegungen oder… Stille? Im Austausch miteinander und verschiedenen Tools werden wir erste eigene Sequenzen entwickeln.

Bär Kittelmann ist interdisziplinärer Künstler, mit derzeitigem Fokus auf Sound- und Grafik Design, sowie Illustration. Er stellt Spaß radikal an erste Stelle und ist wenig interessiert an Regeln und Grenzen künstlerischer Gestaltung. Viel mehr geht es darum, diese wahrzunehmen, anzuerkennen, um letztlich mit diesen zu brechen. Ein spielerischer, genreübergreifender Stil ist Schlüssel zu seiner künstlerischen Praxis. Themenschwerpunkte seiner Arbeiten sind u.A. Fragen von Intimität und Gender abseits (weißer) cis-heteronormativer Lebensvorstellungen.




       

Abendveranstaltungen

Wir freuen uns außerdem auf vier Abendveranstaltungen, die ohne Voranmeldung besucht werden können.


Koma – Cruising in Theater, Comic und Übersetzung

Lesung und Gespräch mit Leonie Ott und Jeffrey Trehudic am 30.10.


ab 19:00

Koma basiert auf der Grundlage eines Theatertextes von Mazlum Nergiz, in dem der Autor seinen namenlosen Erzähler auf eine tour de force über queere Sexualität in Form eines luziden, fieberhaften Monologs schickt. In der Comicadaption wird der Protagonist von der Comiczeichnerin Leonie Ott erneut auf diese Reise geschickt, diesmal in eine Welt der Bilder. Seit März 2024 begibt er sich nun zum dritten Mal auf seinen Weg ins Ungewisse und lässt, in der Übersetzung von Jeffrey Trehudic, seine Gedankenströme auf Französisch fließen. Die Künstler*innen wollen euch einen Einblick in den Comic und ihre Zusammenarbeit geben, die auf Freundschaft und Vertrauen fußt.

Sprache: Deutsch.
Moderation: Eva Gräbeldinger.
Eintritt auf Spendenbasis.





Together für besser
Offenes Austauschtreffen mit der Comic Gewerkschaft am 31.10.


ab 18:00

Dieser Programmpunkt ist offen für alle, die sich im Bereich Comic, Theater oder Literatur im weitesten Sinn verorten, egal ob mit oder ohne Ausbildung. Wer in angrenzenden Kunstfeldern aktiv ist oder interdisziplinär arbeitet, ist genauso willkommen. Wir laden euch dazu ein, euch in lockerer Atmosphäre über Arbeits- und Lebensbedingungen in den verschiedenen Branchen oder auch an deren Schnittstellen auszutauschen. Wir wollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Arbeit in verschiedenen Bereichen verstehen, Möglichkeiten für solidarische Unterstützung andenken und längerfristige Vernetzung ermöglichen.

Das Treffen wird von Mitgliedern der Gewerkschaft moderiert. Der Eintritt ist kostenlos und es ist keine Voranmeldung notwendig.

Sprache: Deutsch und Englisch, je nach Bedarf der Teilnehmer*innen. 





1pp1 Buch #2
Release-Konzert und Gespräch mit 1pp1 am 31.10.


ab 20:30

Mit einem performativen Konzert präsentieren 1pp1 ihr zweites Buch, dessen thematisches Zentrum der Rechtsruck, Faschisierung, christlicher Nationalismus und das Erstarken von Autoritarismus ist. Diesen politischen Fragen widmen sie sich mit den Mitteln der Lyrik und experimenteller Literatur. 1pp1 ist eine intergenerationale Performancegruppe, die mit einem Zwiebelprinzip arbeitet: Die innere Zwiebel lädt Freund*innen und Kollaborateur*innen ein, als äußere Zwiebel mit in dem Band vertreten zu sein. Das Buch ist Teil einer Reihe von Lyriksammlungen, deren Texte häufig Verbindungen zu anderen Medien haben, wie etwa Songs, Zeichnungen oder Film. Die Bücher sind mit Wäscheleine gebunden und können wie eine Handtasche über der Schulter getragen werden.

Das performative Konzert findet auf Deutsch, Englisch und Chinesisch statt. Das anschließende Künstler*innengespräch ist auf Deutsch.
Moderation: Chiny Udeani.
Eintritt auf Spendenbasis.





Gaza in My Phone
Lesung und Gespräch mit Mazen Kerbaj am 01.11.


ab 20:00

Mazen Kerbaj ist ein libanesischer Comicautor, bildender Künstler und Musiker, der 1975 in Beirut geboren wurde. Er arbeitet zudem an ausgewählten Illustrations- und Designprojekten und hat an der Amerikanischen Universität in Beirut unterrichtet. Kerbajs zahlreiche Bücher wurden in mehr als zehn Sprachen übersetzt und seine Werke wurden weltweit in Galerien, Museen und auf Kunstmessen ausgestellt. Er gilt als einer der Initiatoren und Hauptakteure der libanesischen Szene für freie Improvisation und experimentelle Musik. Als Trompeter erweitert er die Grenzen seines Instruments bis zur Unkenntlichkeit.

Sein neuestes Buch, Gaza in My Phone, ist eine Sammlung von Zeichnungen, die als Reaktion auf die andauernde Kampagne gegen den Gazastreifen entstanden sind, welche Amnesty International als Völkermord bezeichnet. Die Arbeiten sind eine Chronik und eine Reaktion auf die erschütternden täglichen Nachrichten und Berichte. Sie halten die zerstörerische Kraft und den monumentalen Schmerz fest, den Menschen einander zufügen können.

Sprache: Englisch.
Moderation: Nino Bulling.
Eintritt auf Spendenbasis.






Künstlerische Leitung: Nino Bulling, Eva Gräbeldinger und Chiny Udeani. Grafik: Stefanie Leinhos.

LOSING THE PLOT wird gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt.



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